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Internationaler Barto Kompositionswettbewerb für Klavier solo

2005 wurde der Internationale Barto Kompositionswettbewerb am Lake Eustis Institute in Florida etabliert. Alle zwei Jahre wird der Preis für ein Klaviersolostück, welches sich auf eine literarische Vorlage bezieht, verliehen.

Mit diesem Preis möchte Tzimon Barto die Komposition und Aufführung zeitgenössischer Werke fördern und dem Eustis Institute in seiner Heimatstadt etwas „zurückgeben“. Der Barto-Preis wird weltweit an Musikhochschulen und im Internet ausgeschrieben.

Alles zwei Jahre im Frühjahr wird in einem Konzert im State Theatre in Eustis das Gewinnerwerk von Tzimon Barto präsentiert. Der Barto-Preis ist mit $ 5000 nominiert; zudem wird das Siegerstück zwei Jahre lange von Tzimon Barto in seinen Klavierabenden weltweit aufgeführt.

Zu der Jury gehören die Komponisten Bright Sheng, Augusta Read Thomas, Aribert Reimann, Wolfgang Rihm, der Dirigent und Pianist Christoph Eschenbach sowie Tzimon Barto.

Gegenwärtig pausiert der Barto-Prize.

 

2016, Lowell Liebermann, Nocturne Nr. 8

Der Komponist

Lowell Liebermann wurde 1961 in New York City geboren. Mit acht Jahren begann er mit Klavierunterricht, mit vierzehn mit seinem Kompositionsstudium. Zwei Jahre später hatte er sein Debüt in der Carnegie Recital Hall, in der er seine Klaviersonate Op. 1 spielte, welche er mit fünfzehn komponiert hatte. Er hat einen Bachelor-, Master- und Doktortitel der Julliard School of Music. Zu seinen vielen Auszeichnungen gehört das Charles Ives Stipendium der American Academy and Institute of Arts and Letters sowie Preise der ASCAP und BMI. Seine Musik wird exklusiv von der Theodore Presser Company verlegt.

Liebermann ist einer der am meist aufgeführten und aufgenommenen lebenden Komponisten. Die New York Times nannte ihn „as much of a tradionalist as an innovator“. Seine Musik ist bekannt für ihre technischen Anforderungen und ihre Beliebtheit beim Publikum. Viele seiner über hundert Werke in sämtlichen Genres gehören inzwischen zum Standardrepertoire ihres Instruments, wie beispielsweise seine Sonate für Flöte und Piano, die bereits über zwanzig Mal aufgenommen wurde und seine Gargoyles für Klavier, die mindestens fünfzehn Mal aufgenommen wurden.

Lowell Liebermann hat zwei abendfüllende Opern geschrieben, welche beide bei ihren Premieren begeistert aufgenommen wurden. Seine erste Oper, Das Bildnis des Dorian Gray war die einzige amerikanische Oper die von der Monte Carlo Oper in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurden. Seine zweite Oper Miss Lonelyhearts nach dem Roman von Nathanael West zu einem Libretto von J.D. McClatchy wurde von der Julliard School in Auftrag gegeben um ihr 100-jähriges Bestehen zu feiern. Unter seinen Orchesterwerken befinden sich zwei Symphonien: die Zweite, mit Chor wurde für die Hundertjahrfeier der Dallas Symphony geschrieben; ein Konzert für Orchester; drei Klavierkonzerte und Konzerte für viele andere Instrumente. Im Bereich der Kammermusik hat Liebermann vier Streichquartette komponiert – die zwei letzten jeweils für das Ying- und das Orion Quartett; vier Cello-Sonaten; zwei Klavier-Trios; Sonaten für Flöte, Violine, Viola, Flöte und Harfe; und Werke in vielen anderen Kombinationen. Sir James Galway hat drei Werke bei Liebermann in Auftrag gegeben: Das Konzert für Flöte und Orchester, das Konzert für Flöte, Harfe und Orchester und das Trio Nr. 1 für Flöte, Cello und Klavier. Das Flötenkonzert wurde von Sir James 1992 mit der St. Louis Symphony uraufgeführt; das Doppelkonzert mit dem Minnesota Orchestra 1995.

2014, Daniele Gasparini, Tres recuerdos del cielo

Der Komponist

Daniele Gasparini (geboren im Dezember 1975 in Senigallia, Italien) wird als einer der talentiertesten italienischen Komponisten seiner Generation gehandelt. Er begann seine Kompositionsstudien unter der Anleitung Aurelio Samorìs und schloss sein Kompositions- und Orchesterleitungsstudium am Conservatory Gioacchino Rossini in Pesaro ab. Später studierte er unter Azio Corghian an der National Academy Santa Cecilia in Rom. Daraufhin besuchte er Kurse der Altertumswissenschaften und erhielt einen Abschluss der Libera Università in Urbino in Philosophie.

Gasparini erhielt mehrere internationale Preise für seine Kammer-, Orchester- und Vokalmusik, unter anderem: Masterprize (London 1997-98), Premio Internazionale Valentino Bucchi (Rom 2000), Premio Internazionale 2. August mit einer Ehrung des Presidenten der Italienischen Republik (Bologna 2002), Premio Reina Sofia, (Barcelona-Madrid 2004), Premio Internazionale Guido d’Arezzo (2006), Groot Omroepkoor Prijs 2007 des Niedeländischen Nationalradios, Premio Pablo Casals (Prades-Paris 2009), Premio Monodramma 2013 der italienischen Opernakademie und Edizioni Suvini Zerboni.

Seine Kompositionen wurden in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada, Israel, Australien und China aufgeführt, mit namenhaften Interpreten wie Salvatore Accardo, dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Daniel Harding, dem Orquesta Sinfónica de Radiotelevisión Española unter Adrian Leapers, dem BBC Orchestra, dem Pittsburgh Symphony Orchestra, dem Ensemble Calliopée, the Trio di Parma, etc.

Seine Werke werden von Edizioni Suvini Zerboni, Casa Musicale Sonzogno, Bèrben Edizioni Musicali, Pizzicato Edizioni Musicali verlegt, und aufgenommen für EMI, MPS, Ars Publica, und weitere. Gasparini lehrt Harmonielehre, Analyse und Komposition am Istituto Superiore di Studi Musicali “G.B. Pergolesi” in Ancona.

Das Werk

Der Komponist wurde von dem gleichnamigen Gedicht Tres recuerdos del cielo von Rafael Alberti zu seinem Werk inspiriert. Das Gedicht ist Teil der Sammlung Sobre los ángeles (Über die Engel).

Durch phantasievolle und visionäre Bildersprache ruft der Text drei vage Erinnerungen an das verlorene Paradies (paraíso perdido) hervor, woher der hinterbliebene Engel (el angel superviviente) kommt. Die Musik begibt sich auf eine spannenden und halluzinogene Reise, eine schlaflose Suche nach dem verlorenen Licht.

Das Werk entwickelt sich aus einem einfachen musikalischen Element bestehend aus nur vier Noten heraus. Dieses Element bildet das Thema der „Suche“ und wird durch verschiedene Techniken und kontrapunktische Spielereien verändert sowie kombiniert und erzeugt so die vom Gedicht inspirierten Harmonien und Figuren sowie atmosphärischen und situativen Klänge. Die Komposition folgt der Struktur des Gedichtes: Sie besteht aus einem Prolog und drei Erinnerungen. Jeder der vier Teile ist symmetrisch aufgebaut und steht in einer proportionalen Beziehung, die an den goldenen Schnitt erinnert. Die Anspielung auf dieses Ideal steht im Gegensatz zu dem verlorenen Ideal, dem verlorenen Paradies, welches der Dichter erfolglos beschwört. Denn obwohl die Welt von Engeln bevölkert ist, können diese den Weg ins Paradies nicht weisen.

~ Im Prólogo (einer Art Vorahnung) ist die expressive Ausdruckskraft auf die einzelne Note „d“ fokussiert, welche somit den Hauptbestandteil der Einleitung darstellt. Diese Note wird unerbittlich wiederholt, von eisigen Arabesken umrankt und durch sich auflösende Resonanzen verlängert. Den Eindruck einer Vorahnung vermittelt ein Akkord, der mit come un fantasma (wie ein Gespenst) betitelt ist.

~ Das Charakteristikum der primer recuerdo (ersten Erinnerung) ist eine schwebend schwindende Atmosphäre, die häufig durch brutale Gesten unterbrochen wird. Letztendlich führt die Musik zu einem angespannten und dramatischen Finale aus scharfen Clustern und Linien.

~ Die secundo recuerdo (zweite Erinnerung) hat einen ruhigeren und ekstatischen Charakter, in manchen Momenten geradezu gelassen. Die anhaltenden Tremoli spielen auf die Flügelschläge im Gedicht an.

~ Die tercer recuerdo (dritte Erinnerung) wird als trugbildhaftes Presto vertont. Die musikalischen Figuren symbolisieren den Flug der Schwalbe und die kletternden Pflanzen, welche im Gedicht beschrieben werden. Die Musik hat einen aufgewühlten Charakter und steigert sich zu einem klanggewaltigen Höhepunkt, der eine Synthese aus den vorangegangenen Themen und Strukturen darstellt. An dieser Stelle erklingen grelle, schrille Klänge, die dann in der dunklen Stille verschwinden.

2012, Kent Holliday, Incantations from the Popol Vuh

Der Komponist

Kent Holliday, geboren in St. Paul, Minnesota, erhielt einen Bachelor of Science in Musik und Philosophie sowie einen Master of Arts und einen Doktortitel in Musiktheorie und Komposition. Er arbeitete in Paris, am Dartmouth College und an der University of New Hampshire. Zusammen mit Pietro Grossi war er am Studio di Fonologia S2FM in Florenz tätig. 1988 studierte er zusammen mit Witold Szalonek Kompositionen an der Hochschule der Künste in Berlin.

Seit 1974 lehrt er an der Virgina Tech Musik und Geisteswissenschaften. Zuvor unterrichtete er Musik und Philosophie an der University of Southern Colorado und der Colorado State University.

Das Werk

„Popol Vuh“ („Ratsbuch“) ist das heilige Buch der Quiché-Maya in Zentralamerika. Es behandelt mythologische und historische Aspekte dieses Volkes. Das Popol Vuh ist gleichzeitig das längste überlieferte Gedicht in einer indianischen Sprache (Maya-Schrift). Es ist ein außergewöhnliches Zeugnis großer Talente. Die ethnischen, spirituellen und philosophische Themen des Buches sind häufig Grundlage der Traditionen der Ureinwohner Nord- und Mittelamerikas. Ebenso wie die Bibel eine bedeutende Rolle im Verständnis der europäischen Kultur spielt, können die kulturellen Traditionen indianischer Völker häufig nur durch Kenntnis des Popol Vuh verstanden werden.

2010, George King, 6 Etudes for solo piano

Der Komponist

George King ist klassischer wie Jazzpianist, Komponist und Dirigent. Das Klavierspiel begann er bereits im Alter von vier Jahren. 1999 erhielt er ein Stipendium, um Klavier, Komposition und Dirigat am Royal College of Music in London zu studieren. In den Folgejahren gewann er eine Vielzahl von Preisen und konzertiert in Europa und Amerika mit seinen eigenen Kompositionen.

Das Werk

Die sechs Etüden von George King beschäftigen sich mit unterschiedlichen technischen Aspekten des Klavierspiels und sind literarisch inspiriert. Der Charakter der Stücke ist sehr unterschiedlich, von unnachgiebiger Gewalt (Heftigkeit) in der ersten Etüde bis hin zu ruhiger Gelassenheit (Klarheit oder Heiterkeit) in der vierten und fünften. Die Stücke folgen der Tradition der Etüden von Chopin, Debussy und Ligeti und widersprechen damit der Gewohnheit vieler Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts weniger pianistisch zu komponieren.

2008, Patricio da Silva, Three Movement for Piano

Der Komponist

Patricio da Silva studierte Komposition. Anschließend widmete er sich der algorithmischen Komposition am Ircam (Institute de Recherche et Coordination Acoustique / Musique) in Paris und in Großbritannien. Neben dem Barto-Preis erhielt Patricio da Silva einige weitere bedeutende Preise. Besonders populär wurde 2011 sein Gitarrenkonzert, welches in über 250 Radiosendern zu hören war.

2006, Claude Baker, Flights of Passage

Der Komponist

Claude Baker ist Professor für Komposition an der Indiana University in Bloomington. Neben vielen Ehrungen und Preisen war er seit der Saison 1991/92 acht Jahre „Composer-in-residence“ beim St. Louis Symphony Orchestra. 1999 wurde ihm für seine Verdienste während dieser Zeit die Ehrendoktorwürde der University of Missouri-St. Louis verliehen.

Das Werk

Prof. Claude Baker erhielt den ersten Barto-Preis 2006 für das Werk „Flights of Passage“. Es basiert auf vier Gedichten von Walt Whitman. Kritiker lobten die verschmelzenden Cluster und sensiblen Klangmalereien des Werks.

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